Ein Bericht von Tanja Li
Ja, ein toller Traum für mich, der leider jäh geplatzt ist.
Zwei Jahre nach meinem letzten Marathonstart in Frankfurt im Jahr 2018, einem recht bescheidenen Jahr 2019, das von Verletzungen und Tiefschlägen geprägt war sollte 2020 mein ganz großes Jahr werden….so weit zumindest die Vorstellungen. Es begann ja mit der Laufreise nach Kenia und der wieder zurückkehrenden Form sehr vielversprechend….was dann kam, ist zur Genüge bekannt.
Doch was tun, wenn der Kopf unbedingt Marathon will? Nach den Absagen von Hamburg im Frühjahr und Frankfurt im Oktober hatte ich ja immer noch meinen Trumpf „Valencia im Dezember“ im Ärmel…doch auch dieser Marathon blieb ausschließlich der Elite vorbehalten.
3 Monate akribische Vorbereitung und zahllose – aber gewonnene – Kämpfe mit dem inneren Schweinehund einfach so sausen lassen? Nix da!
Unsere Teamkollegen Manfred uns Stephan hatten es doch vorgemacht. Virtuelle Marathonläufe können auch Spaß machen…! Ich durfte beide Jungs auf ihren Läufen begleiten und da wollte ich dann natürlich nachziehen und als Dritte im Bunde einen Marathon dann eben „onMyOwn“ laufen. Dann eben Wesermarsch statt Valencia. Fängt ja akustisch beides mit „W“ an. 😊
Die vermessene 5km-Runde in Gristede (geographisch natürlich nur dem Wesermarsch-Speckgürtel zugehörig 😉) bot den passenden Rahmen.
Der Lockdown dagegen verbot das ganz große Begleitungs- und Zuschauerfeld. Und auch die erfrischenden 8 Grad, Nieselregen und teilweise Wind von vorne waren nicht das, was Valencia seinen Läufern an diesem Tag bot. Doch wir Marathonis sind ja zäh und so ging es pünktlich mit minimaler, pandemiebedingt eingeschränkter bester Crew-Begleitung auf die Runde im Ammerland.
8 Mal sollte ich diese nun durchlaufen. Nicht nur für den Kopf eine besondere Herausforderung…
Angepeitscht von meiner wechselnden Radbegleitung, Straßenmalereien und Musik ging es auf die Jagd nach der Bestzeit…
Irgendwann nach Runde zwei war Stephan plötzlich auch auf dem Rad als überraschender Pacemaker dabei. Welch eine Freude…
Runde um Runde verging und die Beine wurden immer schwerer. Aufgeben? Niemals! Weiter geht’s!
Nach acht Runden fehlten nun noch 2195 Meter zum vollkommenen Läuferglück.
Mit endorphingetränktem Grinsen und trotz schmerzenden Beinen ging es in den Endspurt. Von Spurt konnte allerdings keine Rede mehr sein. Irgendjemand ließ meinen U2-Lieblingssong „A beautiful day“ laufen und dann überschritt meine Uhr die magische Marathondistanz.
3:29:42 standen auf der Uhr. Bestzeit!!! Endlich sub 3:30h! Wirklich? Und das quasi im Alleingang. Ich war voller Freude.
Die nächste Überraschung hielt Stephan für mich parat. Er zauberte eine Medaille aus der Tasche und ich fühlte mich beim Umhängen wie nach einem „richtigen“ Marathonfinish unter spanischer Sonne.
Beim abschließenden „Wiederauftanken“ bei meinen Freunden vom SSV Gristede gab es noch diesen besonderen Pokal. Denn für Ihre Pokale sind die Gristeder ja bekannt.
Die Vorfreude auf den nächsten offiziellen Wettkampf könnte nach diesem Erlebnis nicht größer sein. Denn die Bestzeit muss ja offiziell bestätigt werden!
Danke Gristede 2020 | Hello Valencia 2021!