Eines vorweg: Bei allen beschriebenen Aktionen in diesem Artikel wurden die geltenden Richtlinien für Kontakte eingehalten (polizeilich überwacht). Falls auf Fotos der Abstand zu gering aussehen sollte, liegt das an der perspektivischen Verzerrung. Mit dieser verhält es sich so wie mit den Kilometern beim Marathon: Der letzte wirkt auch viel, viel länger als der erste.
Der Hannover-Marathon im Frühjahr ist für viele von uns ein fixer Termin im Laufkalender. Gut erreichbar, top organisiert, eine schöne Strecke und auch Meistertitel sind dort schon eingeheimst worden. Genug Gründe den 26.04. im Kalender mit einem roten Kreuzchen zu versehen. Da wir Läufer durchaus stur (positiv formuliert: beharrlich) sein können, war die aktuelle Situation KEIN Grund, dieses Kreuzchen aus dem Kalender wieder zu entfernen. Zu diesem Ergebnis kamen jedenfalls Jens, Manfred und meine Wenigkeit vor einigen Wochen. Bei Jens lief die Hannover-Vorbereitung perfekt, Manfred war endlich wieder genesen und voller Tatendrang und für mich war nach dem gescheiterten Bienwald-Projekt noch eine Rechnung mit dem Marathon offen. Eine geeignete Strecke war schnell gefunden. Der große Bornhorster See bietet reichlich Vorteile. Kein Problem mit PKW-Verkehr, eine gut asphaltierte Strecke, eine nicht zu kurze Runde… aber auch nicht zu lang, so dass wir uns nur einen VP aufbauen mussten. Da ich mir zu Beginn der Krise noch ein Vermessungsrad zugelegt hatte, war auch eine inoffizielle Vermessung kein Problem (für Interessierte: Die Runde ist exakt 3.500mtr lang, was sich nach 42km auf 100mtr genau mit meinem Garmin-Ergebnis deckte und auch Google Maps spuckte einen entsprechenden Wert aus).
Um der Abstandsregelung Genüge zu tun, planten wir einen zeitversetzten Start. Den Abstand wählten wir so, dass wir bei Einhalten der geplanten Pace am Ende des Rennens zueinander auflaufen würden, wovon wir uns noch einen kleinen Motivationsschub erhofften.
So ging dann um 9 Uhr Manfred auf die Strecke, um 9:17 Uhr ich und um 9:28 Uhr Jens. Zielsetzung war um 12:24:xx Uhr mit 1,5mtr seitlichem Abstand zu dritt über die Ziellinie zu laufen. Ergänzt wurde das Event noch durch Philipp, unseren Ex-Laufrauschler, der in Hannover einen 10er laufen wollte und das dementsprechend auch am Borni tat.
Was wir bei der Planung nicht erwartet hatten war, wieviel tolle Unterstützung uns zuteil werden sollte. Nachdem unser Projekt ein bisschen die Runde gemacht hatte, fanden sich am Sonntag morgen neben ein paar Zuschauern (grandios mal wieder Jens Familie) und der Presse, die die Vermessungsmarkierungen selber mal eben für einen schnellen 10er nutzte, tatsächlich auch noch 3 Pacemaker.
Der Rest ist schnell erzählt: bei perfektem Wetter mit guter Vorbereitung und mit DIESER Unterstützung (Laura, Christoph, Georg – 1000 Dank!!!!) war der eigentliche Marathon dann ein Selbstgänger. Jens erreichte souverän seine sub3, kam in 2:57:21 ins Ziel und ist damit (inoffiziell) der drittschnellste Laufrauschler über die Königsdistanz in unserer langen Vereinsgeschichte. Manfred unterbot die angepeilte 3:25 „geringfügig“ um über 6 Minuten mit einer 3:18:48. Wie man solche Leistungen nach so einer langen Verletzungspause abliefert, darüber darf er durchaus gerne mal einen Vortrag halten. Ich selber konnte mit einer 3:06:33 meine angepeilte 3:08 auch recht sicher unterbieten und damit endlich meinen Frieden mit dem Marathon machen….. fürs Erste 😉
Neben den sportlichen Ergebnissen hat der 26.04.20 für mich / uns letztendlich dann noch etwas wichtiges ergeben: die Erkenntnis, dass wir Einzelsportler selbst in Zeiten von „social Distancing“ doch eine ziemlich geile Community haben!